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ich möchte es richtig machen, aber ...

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Beitrag  Lotte F Di Jul 15, 2008 4:53 pm

... dabei vergesse ich immer wieder die wichtigsten Grundsätze. Manchmal frage ich mich ernsthaft, ob das mit einer präsenilen Gedächtnisstörung, einer absolut ausgeprägten Bewegungsasthenie oder schlicht dem Nichtverbinden von Theorie und Praxis zu erklären ist ....

Ich versuche, seit 10 Jahren das Reiten zu erlernen: war ich zunächst noch sehr euphorisch und dachte, dass das Ganze doch innerhalb von 5 - 10 Jahren gut erlernbar sein müsste, schraubte ich bis heute mein vermeintlich bald erlangtes Können auf ein immer tieferes Level zurück - denn: je mehr ich verstand, desto mehr wurden mir zukünftige Baustellen gewahr ... oh jeeeee ... ist für mich wohl in diesem einen Leben nicht machbar ....

Praktisches Beispiel: meinem Mann und mir wurde von unserem Reitverein ein älteres ausgemustertes Springpferd zur Verfügung gestellt. "Admiral" lief wohl mit seinem Vorbesitzer bis Springen der Klasse L und hatte anscheinend irgendwann die Nase voll. In dieser Phase kam das Pferd für kleines Geld in unseren Stall, um dort sein Leben als "Touristiker" zu gestalten - so war der Plan, in der Realität sah sich das der große (ca.1,75m) klobige Wallach 2 Wochen an und ließ sich fortan nicht mehr von Anfängern bedienen. Da keiner unserer Berufsreiter Zeit hatte, gelang dem Pferd mit 12 Jahren ein 6er im Lotto: es kam auf die Weide. Und nun kamen wir daher - froh über ein derartiges Lehrpferd ... er wurde mehr oder weniger von uns adoptiert und lief mit der Zeit immer besser unter meinem Männe: aktuell in der Saison erfolgreich in jedem A-Springen, die ersten L - Parcoure wurden harmonisch und sicher absolviert.

Tja .... ich durfte ab und an meine Dressurkünste unter Anleitung anbringen - was Admiral durchaus mit Wohlwollen aufnahm (immerhin stimmte ja der Zuckereinwurf und die Möhre "danach") - nichts destotrotz aber oftmals in Verständnisproblemen ausartete. Ein Pferd, welches sein Leben lang (so scheint es mir ...) nie reell über den Rücken gearbeitet wurde - maximal mit Schlaufzügeln in eine Form gepresst wurde - und dazu auch noch stumpf gemacht wurde, hat es mehr als schwer, diesen Gespenstern der Vergangenheit zu entfliehen ...

Andererseits hätte ich mir nie träumen lassen, dass ich gerade hier die Skala der Ausbildung bis in´s Letzte erfühlen lernen darf ... denn zunächst kommt der Takt, dann die Losgelassenheit und dann eben erst die Anlehnung (über den Rest mache ich mir ehrlich noch keine Gedanken - ich bin ja nahezu schon mit diesen wenigen Stufen überfordert...). Und wie lautet dieser schöne Satz:"vergessen Sie das vordere Pferd, machen Sie sich nur Gedanken über den Motor" ... weiss ich , kenn ich , habe ich alles schon manigfaltig erfühlt. Und trotzdem gibt es immer wieder Tage, an den versuche ich ,das Pferd von vorne aufzuzäumen ... und dann stimmt gar nichts mehr .... und ich könnte mich im Nachhinein erwürgen , wo ich es doch deutlich besser weiss.

Zu meiner Ehrenrettung ist da ja noch der schlaue Wallach, der jede richtige Handlung meinerseits mit einer gewünschten Reaktion seinerseits quittiert ... ganz ehrlich - manchmal bin ich mir gar nicht so sicher, wer hier wen positiv verstärkt ... Knalltüteich ... Shocked ...

Wird das irgendwann mal besser???? Also ich meine - dass ich ernsthaft Theorie und Praxis verbinden kann ?? Und bin mit meinen > 30 einfach schon zu sehr vergeistigt und kann das Fühlen nicht mehr lernen?

fragt sich eine gerupfte und dennoch von einem fantastischen und verständnisvollen Brandenburger aufgefangene Lotte Cool

Lotte F

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Beitrag  Puppenfee Di Jul 15, 2008 6:07 pm

Naja, mal geht es bergauf und mal bergab. Eine wirkliche Übereinstimmung von Theorie und Praxis gibt es - glaube ich - nicht. Wenn ich zuviel denke, kann ich nicht mehr reiten. Wenn ich dagegen reite, ohne allzu viel zu denken, klappt das meistens ganz gut. Dann ist das Denken eher zwischendurch, sozusagen als Kontrolle oder kurze Ursachenforschung. Am liebsten ist mir immer noch Unterricht, denn da kann man das Denken komplett einstellen. Das ist definitv einfacher !
Aber im Ernst, zuviel Denken beim Reiten hindert tatsächlich. Man blockiert sich damit selbst. Das Pferd gibt dermaßen viele Bewegungsimpulse an einen Reiter, der dann sofort und absolut reagieren muß. Ist das Hirn zu sehr auf eine bestimmte Sache fixiert, entgehen dem Bewegungsgefühl furchtbar viele andere Dinge. Das beste Rezept ist, räum den Kopf frei und fühle. Die richtigen Reaktionen und Aktionen kann man dann schon lernen. Die müssen dann aber auch aus dem Bauch heraus kommen. Alles andere ist immer zu spät. Und mit 30 bist Du mit Sicherheit nicht zu alt. Was soll ich denn dann sagen. Und manche Sachen haben sich mir erst in den vergangenen zwei Jahren erschlossen.

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Beitrag  Lotte F Mi Jul 16, 2008 8:40 am

Du meinst, es besteht also noch Hoffnung?? Das beruhigt mich .....

Ich merke auch, dass ich mich im Unterricht deutlich besser fallen lassen kann - immerhin kann ich da nur fühlen - und wie was erreicht wird, wird mir erzählt ... Kaum bin ich allein, ist da die Versuchung, vorn zu ziehen , wieder enorm da - es schleicht sich ein, obwohl ich es eigentlich besser wissen sollte ...grummel ....

Es gibt natürlich auch Sternstunden - dann ist einfach alles leicht und richtig .... und ich kann durchaus fühlen, dass dem so ist ... dann wieder sagt mein Bauchgefühl:"halte mal vorn mehr gegen" - und vergesse dann augenscheinlich das Treiben - und schon bin ich wieder im Teufelskreis: kein aktiver Motor, kein schwingender Rücken (den ich dennoch recht gemütlich sitzen kann) und ein auf der Hand pullendes Pferd ......

Immerhin eicht sich mein Bauchgefühl wieder neu, wenn es so ist wie am Sonntag: ich habe noch einmal von vorn angefangen, habe die Anlehnung vernächlässigt und habe zunächst Takt und Losgelassenheit durch eine vermehrte Aktivität der Hinterhand erarbeitet - sprich im Klartext: zunächst über Tempo traben, danach 1000und1 Übergang - ohne rückwärtswirkende Hand (sofern da meine Selbstkontrolle stimmt Embarassed ) ... und siehe da : nach 10 Minuten hatte ich eine schöne, leichte und flexible Anlehnung ..., das Pferdchen kaute und selbst Trab - Halten gelang vermehrt geschlossen und harmonisch ... ich bin ja auch mit Kleinigkeiten oberglücklich... Dann merke ich deutlich: so ist das richtig, so sollte es sein, nun arbeiten wir zusammen und alles ist leicht und harmonisch .... What a Face

Tja, ich arbeite an meinem Bauchgefühl .... und hoffe, diese Zieherei irgendwann in den Griff zu bekommen, was wohl eine Lebensaufgabe sein wird .... Rolling Eyes

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Beitrag  Admin Mi Jul 16, 2008 10:36 am

Es kommt bei der Kombination Reiter/Pferd ja auch einiges zusammen. Zunächst einmal die Tagesform des Menschen. Wie Puppenfee sehr richtig anmerkt, ist es wichtig mental "aufgeräumt" zu sein. "Mentale Verspannungen" führen zu vielfältigen körperlichen Verspannungen, die sich prompt auf's Pferd übertragen.

Dann die Tagesform des Pferdes. Wer weiß, ob ein Pferd nicht auch mal Kopfschmerzen oder dergleichen hat?

Letzendlich reagiert ein Pferd ja "nur" ;-)

Wenn man ein Highlight erreicht, stimmen beide Top-Tagesformen übereinander. Ändert sich ein äußerer Umstand oder der Reiter hat schlecht geschlafen, sich im Büro oder sonstwas geärgert, trägt er das mit auf's Pferd und nichts geht mehr.

Also muss der Reiter sich komplett zurück nehmen, fühlen und das Pferd da abholen, wo es sich befindet und kontinuierlich mit dem Pferd arbeiten und das geht am besten, wenn ein Reitlehrer dabei ist, denn - da unterscheiden sich Reiter und Pferd wenig - anweisungsorientiertes Arbeiten funktioniert wesentlich besser ;-))

Lass' den Kopf nicht hängen!

Herzlichst, Amelie

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Beitrag  Billi Mi Jul 16, 2008 11:06 am

Hallo Lotte,

es wird Dich wahrscheinlich nicht wirklich beruhigen, wenn ich einen Satz von Josef Neckermann (allerdings nur sinngemäß) wiedergebe, der wohl mal gesagt hat, daß ein Leben nicht ausreichen würde, um das Reiten zu erlernen. Laughing
Es ist solange nicht Hopfen und Malz verloren, solange Du überhaupt im Hinterkopf hast, daß es die Ausbildungsskala gibt und daß sie tatsächlich funktioniert. Smile
Sei froh über Deinen Lehrmeister, der eben nicht funktioniert, wenn Du es nicht richtig machst. Es gibt Pferde, die laufen trotzdem.
Versuch einmal, spätestens beim Warmreiten, Dir ein Konzept für das zurechtzulegen, was Du an diesem Tag tun willst und wie Du dorthin kommst. Diese Strategie hat mir geholfen.

Gruß, Billi

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Beitrag  Lotte F Mi Jul 16, 2008 11:54 am

ihr seid lieb - vielen Dank für Eure postings ...!

Amelie .. genau das meinte ich:anweisungsorientiertes Arbeiten funktioniert wesentlich besser ...(vermutlich kann ich mich da nicht innerlich verkrampfen ....)

GSD habe ich wirklich eine tolle Situation: so es passt, habe ich ca. an 4 Tagen / Woche Unterricht (manchmal auch 5 oder 6, manchmal auch nur an 2 Tagen) - dabei bekomme ich fast immer unterschiedliche Pferde unter den Sattel: angefangen von einem 4Jährigen bis hin zum ausgebildeten M / S - Springpferd - je nachdem, wie es in den Tagesplan bei meinem Reitlehrer passt. Ganz ehrlich: lerne ich hier nicht reiten, kaufe ich mir ein Mountainbike oder beginne eine Koizucht .... Embarassed Shocked Cool

Nebenbei (wenn Männe seine 2 Pferde nicht schafft) reite ich oben genannten Professor ... der bei uns in den letzten 1,5 Jahren regelrecht aufgewacht ist (ihr müsstet mal die Augen sehen - darüber freue ich mich täglich ...) ... nur so zum Spaß und um vielleicht irgendwann einmal eine Dressur auf Turnier anzusteuern ... Immerhin kann man einen Muskelzuwachs nicht leugnen ... das Pferd glänzt und sieht auch sonst sehr gut aus.

Und Billi .... ja, das war mir schon klar, dass man Reiten wohl nicht im ersten Leben lernen wird, ein Grund mehr, um an Inkarnation zu glauben .... Cool ... das macht es ja auch spannend ... andererseits könnte ich hin und wieder verzweifeln, wenn ich merke, was ich alles noch nicht kann und weiss ... Ein grobes Tageskonzept für die Stunden mit "meinem persönlichen Professor" habe ich durchaus im Kopf - nur ab und an ist es dann gerade so, dass ich noch nicht einmal ansatzweise in diese Richtung komme und schon an der ersten Stufe scheiter - also kann ich mein Konzept gelinde geschrieben in die Tonne werfen (wahrscheinlich werde ich dann zu ehrgeizig... silent ) ... an anderen Tagen wiederum klappt weit mehr , als ich mir vorgenommen habe ....

Natürlich .... Ärger im Büro, maulige Leute und Stess auf Arbeit nagen auch an mir - war es ganz schlimm, erkenne ich dies mitlerweile auch schon und trabe eben nur leicht in großen Linien oder gehe auf unsere traumhaft langen Stoppelfeldern den Kopf auslüften ...

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