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Früher alles besser ???

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Beitrag  Puppenfee Di Jan 13, 2009 5:39 pm

Vorgestern haben wir mal in der Kiste mit den alten Filmen gekramt. Unter anderem fiel mir dabei ein Band mit sämtlichen Dressurübertragungen von Seoul in die Hände. 1988 ist ja inzwischen ein bißchen her. Highlight war ohne Frage die Übertragung des damaligen DDR-Fernsehens. Einen sächsischen Kommentator hatte ich bis dahin noch nie gehört.
Naja, was mir aber dabei auch aufgefallen ist: nicht nur die Pferde waren qualitativ schlechter als heute, es wurde auch definitiv schlechter geritten. Wobei das Wort "schlechter" eigentlich schlecht in dem Zusammenhang ist. Ich sage mal lieber "schwächer" oder, "heute wird korrekter geritten". Überrascht hat mich das schon. Schließlich wird landauf landab der Untergang der SdA beweint und der Reitsport" angeprangert. Aber ehrlich, die Videos sprechen eine andere Sprache.

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Beitrag  Chris Di Jan 13, 2009 7:05 pm

Ich glaube nicht, dass früher alles besser war. Ich glaube, das heute mehr Öffentlich diskutiert wird, und das zum Teil auch mutiger, selbstbewusster. Auch durch die veränderte "Medienlandschaft" und Nutzung der zur Verfügung stehenden Medien.
Ich denke auch, dass sich das Pferdematerial und damit auch die Anforderungen extrem geändert haben, wie Du ja auch schon sagtest.

Aber ich denke nicht, dass früher viel besser geritten wurde. Auch die Rollkur/Hyperflexion gabs ja schon. Ich erinnere mich noch daran, dass ich so um 1997 rum meine RL beim zuschauen einer Bereiterin fragte, warum diese denn das Pferd so extrem eng einstellen würde.... Und dass in einem Stall, in dem ich war, wie selbstverständlich mit Schlaufzügel geritten wurde. Das wurde gar nicht hinterfragt. Vielleicht lag das auch am Stall, möglich, aber ich denke, dass früher oft einfach nicht soviel Aufhebens um manche Dinge gemacht wurde. Und das ist auch wieder gut und schlecht.... wie oft kam denn früher der Sattler, gab es Ostheopathen etc....

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Beitrag  Granit Mi Jan 14, 2009 12:17 pm

Ob alles besser war? NEIN!
Aber alles hat eben auch zwei Seiten. Einerseits gibt es heute besseres Pferdematerial mit einer enormen Gangmechanik. Das Problem besteht aber darin, dass diese Pferde viel anfälliger für Erkrankungen sind.
Die Haltungsbedingungen haben sich enorm verbessert. Dafür laufen heute mehr Pferde im Wintermäntelchen rum. Früher waren nur ganz wenige Pferde eingedeckt, heute ist man in den meisten Ställen die große Ausnahme, wenn man nicht eindeckt.
Geritten wurde in der breiten Masse besser als heute, da mehr Wert auf eine vielseitige Ausbildung gelegt wurde und eine Spezialisierung erst ab M statt fand. Früher hieß es das die Grundausbildung eines Reiters die Anforderungen einer Vielseitigkeit der Klasse L umfassen sollte und danach erst eine disziplinspezifische Spezialisierung statt finden kann. Heute geht das doch schon in E los und viele nicht in der Lage sind nen einfachen E-Geländeritt zu reiten. Problematisch ist es, dass es viele, die einen Trainerschein haben, auch nicht können und es somit auch nicht vermitteln.
An der Spitze sieht das anders aus. Früher gab es relativ wenig Berufsreiter. Die meisten Spitzenreiter hatten noch einen "normalen" Job und betrieben die Reiterei als "Hobby". Heute sind Leute wie Hinrich Romeike und Klaus Husenbet eher die Ausnahme. Heute bestimmen Profis das Bild, die sich ausschließlich der Reiterei widmen. Das Training und das Management ist ausgeklügelter. Früher kam ein Tierarzt, wenn das Pferd krank war, heute wird regelmäßig alles mögliche überprüft.

Das kann man jetzt so weiter führen und was für einen selber nun gut oder schlecht ist, muß jeder für sich entscheiden.

Schönen Gruß

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Beitrag  Admin Mi Jan 14, 2009 3:42 pm

... Ich finde auch nicht, dass früher alles besser war:

http://de.youtube.com/watch?v=-5IKb5Cu2ok&NR=1

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Beitrag  Puppenfee Mi Jan 14, 2009 4:40 pm

Sehr schönes Beispiel.

@Granit: ich denke nicht, dass man da eine Unterscheidung zwischen breiter Masse und Spitze machen kann. Reiten bzw Pferdesport war noch bis in die 70er Jahre hinein elitär. Die breite Masse als solche gab es gar nicht. Wer das Geld für ein Pferd hatte, ließ es sich geputzt und gesattelt hinstellen. Dann ritt man Jagden oder nur aus. Und die ganz Guten auch mal Turnier. Die andere Klientel mit Pferden waren die Bauern. Aber die, an die ich mich noch erinnern kann, sind nicht alles geritten. Da war nur Springen angesagt. Von wegen Kunst oder feine Hilfengebung, das ging ziemlich simpel zur Sache. Gib Kette und laß die Stangen liegen !

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Beitrag  Gast Mi Jan 14, 2009 5:57 pm

Ich kann ja schlecht von früher sprechen, aber ich hab die Erfahrung gemacht, das man bei einem "alten" Reiter mehr lernt, als bei den Trainerscheininhabern.
Und die Gelassenenheit mit der man früher mit Pferden umging, eben weil es Pferde des Bauern waren, würde heute so manchem Pferdebesitzter gut zu Gesicht stehen.

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Beitrag  Admin Mi Jan 14, 2009 6:09 pm

... nun ja, die Routine, die man früher im Umgang mit Pferden hatte, ist defintitiv nicht wiederbringbar. Um so selbstverständlich mit Pferden umgehen zu können, muss man mit den Viechern aufwachsen, das ist aber den wenigsten heutzutage möglich. Stadtkinder, halt.

Was die Reiterei betrifft: Ich habe ähnliche Erfahrungen wie Puppenfee gemacht. Durch die Woche zwei mal gesattelt und um die Appelbäume galoppiert, um dann am WE in L und M zu starten. Springen, versteht sich.

Dressur war ein Übel, dem man tunlichst aus dem Wege ging. Die Starterfelder waren relativ klein, die Böden miserabel. Ich erinnere mich gut an Turniere, auf denen denen Grand Prix Prüfungen auf Rasenplätzen geritten wurden.

Hinsichtlich der Trainer: Keiner meiner RL hat das Wort Ausbildungsskala überhaupt je in den Mund genommen, dafür waren die aber in ihren Ansagen kerniger - um es mal freundlich auszudrücken. Es wurde nicht diskutiert, sondern geritten und das ist etwas, was heutzutage in den Reithallen zu kurz kommt. Da wird nämlich eher diskutiert als geritten. Ich bin oft heulend aus der Reitstunde gekommen, als meine Mutter das bei meinem unbarmherzigsten RL bemängelte, hieß es: Das müsse so sein, ansonsten lernte ich die Reiterei nicht. Vermutlich ist es allein meiner Infektion mit dem Pferdevirus zu verdanken, dass ich ihm die Brocken nicht hingeworfen habe, denn didaktisch war der wirklich begnadete Reiter eine glatte Null. Er hat mir Dinge durch eiserne Disziplin beigebracht, die ich ohne dieses "harte Durchgreifen" vielleicht wirklich nicht erlernt hätte. Aber das sind nur Spekulationen ...

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Beitrag  Grandessa Mi Jan 14, 2009 6:13 pm

Jaja, die guten alten Zeiten - ich denke, es war wie heute - einige hatten's halt drauf und andere nicht.

Hier auch noch was nettes dazu:


http://de.youtube.com/watch?v=czY6pAflb3w&feature=PlayList&p=D26C9A2DE2B6811E&playnext=1&index=1 Very Happy

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Beitrag  Puppenfee Mi Jan 14, 2009 7:04 pm

Ich sags doch: schmerzfrei ! GGG
Nicht für Geld und gute Worte würde ich im Pulk über solche Hindernisse gehen, dass verhindert der Schisser in mir und vor allem mein Selbsterhaltungstrieb !

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Beitrag  Granit Mi Jan 14, 2009 7:46 pm

Also, da macht doch Reiten erstmal richtig Spass und wenn man dann noch einen unterm Sattel hat der es auch kann. Gibt nichts schöneres.

Obwohl die Zeiten auf denen wir im Herbst die Dreieinhalbjährigen auf der Jagd eingesprungen haben, für mich auch definitiv vorbei sind.

Schönen Gruß

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Beitrag  Islands Mi Jan 14, 2009 8:25 pm

Denke auch, man muss es sehr differenzieren. Granit hat es gut geschrieben.

Zum Beispiel war die Haltung der Pferde in dem Stall, wo ich reiten angefangen habe zu lernen, natürlich nicht gut. Aber die Schulpferde liefen auch viel & sicher im Gelände in der Gruppe, und waren sogar in der Lage, auf Turnier eine A-Dressur zu absolvieren, ohne sich zu blamieren. Springen konnten sie auch, bis E immer. Solche Schulpferde muss man heute länger suchen denke ich. Wir haben keinen optimalen Unterricht gehabt, wirklich nicht! Aber fast von Anfang an gelernt, das Ausreiten und Springen dazu gehört. Im Umgang wurde ich von älteren Züchtern und Bauern oft sehr richtig zurechtgestutzt. Was sehr gut war, viele Hinweise sind unvergesslich und zu Recht in´s Hirn eingebrannt. War nicht alles optimal, aber man hat´s gelernt, wenn man wollte!

Aus aktueller Situation jetzt mal eine Schilderung, wie wir es grad täglich im Stall erleben: Es gibt hier im Rhein-Main-Gebiet offenbar großen Mangel an Unterricht auf Schulpferden, von vielfältigem Unterricht mal ganz zu schweigen. Dafür zieht dann mal jemand in einen Privatstall mit 3 Pferden ein, der darauf "Unterricht" gibt (vermutlich auch, um die Tierchen zu finanzieren). Wundert sich, wenn in der teilweise vollbesetzten Halle Probleme auftauchen, wenn die Bahnregeln weder bekannt sind, noch eingehalten werden könnten - mangels vorhandener Lenkung. Die Schulreiter sollten bis zu einem gewissen Stand schon besser unter sich sein meine ich!

Da wird ein Pony an dem Hintern eines fremden Großpferdes ausgebremst, und man hatte noch Glück, dass es weder ein Junger noch ein Empfindlicher war, zufällig. Mag mir nicht ausmalen, was versicherungstechnisch los wäre, wenn mal in so einer Situation dem "Schüler" was passiert...und die Beispiele ließen sich beliebig fortführen...diese "Reitschüler" tun mir sehr leid, denn mit der "Anleitung" durch einen "Lehrer", der übrigens aus jeder E-Dressur rausgeklingelt würde, kann es nichts werden.

Auch so etwas gab es bestimmt schon immer - doch wenn der Jungbauer auf der Wiese rumgejuxt hat, war er meist unter seinesgleichen, und die Pferde kannten sich gut. Heut aber scheint mir, es wird schwieriger, guten, vielfältigen Schulunterricht inkl. Umgang zu finden. Dafür wird dann viel zu früh ein eigenes Pferd gekauft, und angefangen, an dem einen Pferd rumzuüben, mit entsprechenden Verlusten auf dem Wege auf allen Seiten...

Zum großen Sport kann ich wenig sagen, aber wenn das die Basis ist, wundert das weitere weniger.
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Beitrag  sabrell Mi Jan 14, 2009 10:15 pm

Moins.

Ich bin heute mal mit der Bahn zur besten Tochter von allen gefahren und hatte ein bißchen Zeit, mir gedanken zu machen - und Notizen. Die Quintessenz des mörder Romanes, der mir durchs Hirn ging ist: Früher war's anders.. anders besser. Aber das ist subjektiv. Objektiv kann ich das gar nicht beurteilen, weil ich a) viel zu konservativ bin, was Reiten angeht und b) ich dann 1 Std bräuchte, um den Text zu tippen.
Meine Meinung ist: Früher waren die Pferde anders und die Reiter auch. Die Ausbildung fand ich besser, weil geradliniger, bei Reiter und Pferd. Bekanntermaßen ist mir das heute viel zu sehr schnickschnack- und pillepallebehaftet.. im und außerhalb des Tellers. Weil ich mich aber nur noch 15 Jahre damit befassen muß, soll mir das wurscht sein.

Sayonnara.

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Beitrag  EMM Do Jan 15, 2009 12:00 am

Da gibt's nur eine richtige Antwort: ein entschiedenes Jein! Wenn man die Qualität der Pferde meint, die Effizienz der Reiter, hervorzubringen, was verlangt wird und damit erfolgreich ist, dann ist das Heute sicher besser. Wenn man die Werte meint, die sich mit der Reiterei verbinden, hat Sigi Recht. Den Gedanken für die internationale Ebene diskutieren zu wollen, halte ich für müßig - da ist Erfolg alles, egal wie er zustande kommt. Das gilt auch für die hiesige jeweils regionale Turnierreiterei. Auch da ist das Niveau deutlich besser als vor 20 Jahren. Allerdings gilt auch: Der Erfolg rechtfertigt alles. Vorausgesetzt, man wird nicht erwischt. Schlimm ist es im so genannten Breiten- oder Freizeitsport. Hier war es früher nicht nur anders sondern objektiv besser, für die Reiter und für die Pferde. Strukurierte Ausbildung (SdA), noch verlässlicher Wertekanon, zuverlässige Infrastruktur (RV) und „Karriereüberlegungen" der Reiter, die sich im Rückmeldungsmodus mit dem RL/RV befanden. Heute „geht alles" oder auch nicht, wie heute in der Reithalle erlebt. Eine selbst ernannte RL lässt immer wieder Halten üben auf dem 1. Hufschlag und sperrt die Linie. Ich bin mit einem Berittpferd unterwegs, Marke Eisenbahnbohle, das ich erstmals reite, irgendwann stinkt mir das Ausweichen und ich sage zu der Tante: „Übungen zum Halten werden auf dem 2. Hufschlag ausgeführt; Instruktionen, die länger dauern, werden bei D, X und G gegeben, werte Frau Kollegin! War das in Ihrem Institut anders? Sie: „Was meinen Sie mit DXG?" Ich: „Schauen Sie in die RL!" Sie: „Die gelten für uns nicht!" Sie brach dann den RU ab. Das sei ihr zu viel Stress!. Wir waren zu der Zeit zu dritt mit einem Defensivlongierer in der 60er-Halle, der 50 m weg war. So könne sie nicht arbeiten. Dann entschwand das Divchen. Das ist ein Einzelfall. Aber er exemplifiziert den Zerfall der Ausbildungsdoktrin (SdA) und damit der Arbeit mit dem Pferd zur gestaltlosen Beliebigkeit, die nur noch individuellen Merkmalen gehorcht. Tellerrand, VielWegeRom, VonAllemdasBeste sind u. A. die Schlagwörter, mit denen die Chose läuft. „Jedem das Seine" ist auch sehr beliebt. Wüssten die Tussen, dass diese Sentenz über dem Tor des KZ Buchenwald die Miseri et Morituri „begrüßte", würde es hoffentlich nicht mehr verwendet. Das spiegelt den Zeitgeist, der in entsolidarisierter Beliebigkeit Ersatzreligionen hinterher hechelt und dabei das Wesentliche in vielen Sachzusammenhängen aus den Augen verloren hat. Die so genannte Finanzkrise zeigt das ganz deutlich - aber das ist ein anderes Thema. Sigis Befund stimmt: Früher war es anders besser, was zum kleineren Teil an der Reiterei hängt. Enorm viele Berufe wurden und werden deprofessionalisiert: Pfarrer, Juristen, Architekten, Ärzte, eigentlich alle Freiberufler und viele Selbstständige, an den Handwerkern beißt man sich die Zähne aus - wie lange noch? Man kann es also nicht isoliert sehen. Wenn man, wie allgemein gepredigt, Gesundheit herstellen kann, warum soll man dann nicht Reitenkönnen herstellen können? Exakt von dieser Prämisse geht die Mehrheit der Pferdekontakter derzeit aus: Genügend Einsatz bedeutet reiterliche Klasse, welche auch immer; wo das nicht zutrifft, helfen wir uns mit Definitionshoheit und Diskursmajorisierung, selbst wenn wir Minorität sind. Alles ganz so wie in der Gesundheitsreligion, mit der sich die Gesellschaft selbst kujoniert. Die Mehrheit der so genannten Reiter kujoniert sich halt mit der Reitreligion - diversen sektiererischen Variationen.

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Zuletzt von EMM am Do Jan 15, 2009 12:23 am bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet

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Beitrag  sabrell Do Jan 15, 2009 12:22 am

Sorry, EMM.. ich grien mir hier grad eins weg :)
Bei Weitem hätte ich mich nicht so vornehm ausdrücken können.. deshalb - danke für die Formulierung dessen, was ich unter Umständen hätte gesagt haben können wollen :)

Ergo: Ich muß mehr üben.

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Beitrag  Puppenfee Do Jan 15, 2009 9:51 am

Mein Eingangspost zielte auf den Spitzensport ab. Und es ist die Frage, ob sich das auf den anderen Ebenen tatsächlich so unterschiedlich entwickelt.

Solche "Auswüchse", wie von EMM geschildert, gab es sicherlich nicht. Das ist ohne Frage eine Zeiterscheinung, die mit dem Phänomen Breitensport einhergeht. Da dieser Freizeit- und Breitensport mir irgendwie vereinsscheu zu sein scheint (was mir so vorkommt, aber ich kann mich irren), ist da wohl kaum Besserung in Sicht. Allerdings haben sich auch die traditionellen Reitvereine gewandelt. Kaum einer ist noch in der Lage, einen richtigen RL zu engagieren. Überall werden die Schulpferde und das Personal abgeschafft. Der Unterricht wird damit natürlich qualitativ schlechter - was noch mehr Boden schafft für fragwürdige Experimente. Also in diesem Bereich denke ich auch, früher war es besser.

Beim Turniersport, auch beim regionalen, sehe ich das aber anders. Die Kiste mit den alten Filmen enthält auch reichlich Material von ländlichen Turnieren. Das Reiten als solches ist auch da besser geworden. Vielleicht ist das sogar die Kehrseite des Phänomens Breitensport. Denn diese Ausbildung hat sich mehr und mehr von den Vereinen weg hin in Richtung Privatausbildungsstall verlagert. Es gibt wesentlich mehr Profis als früher- und das sind nicht alles Pferdeschinder. Viele davon haben sozusagen nichts anderes als die SdA im Kopf und vor allem im "Gefühl" verinnerlicht. Da habe ich keine Bange um den "Untergang" der Reiterei. Dazwischen sind aber auch immer mal andere .......Nur DIE gab es früher auch schon, vielleicht sogar mehr davon.

Tja, ich bin noch in einem dieser traditionellen Reitvereine. Mit Personal (RL, Bereiter, Azubis und Stallpersonal), mit Schulpferden, mit Ponyreiten, mit Voltigieren, mit Studentenreiterei, mit therapeutischem Reiten und Schul-AG´s. Und mit einer sehr großen Sparte Turnierreiten, hauptsächlich Dressur. Es gibt außerdem viele Freizeitreiter. Die Ausbildung ist für alle gut. Aber es darf auch niemand außer dem Personal unterrichten. Also ist da kein Raum für selbsternannte Übungsleiter.
Nur: wir sind ein Auslaufmodell und die Frage, wie lange das noch zu halten ist, ist leider Gottes nicht theoretischer Natur.

PS: EMM, was das Halten betrifft, hättest Du auch bei uns Probleme. Übergänge, z. B. Galopp-Schritt, gehören nach Chefs Ansicht zur Galopparbeit. Also darf man dabei auf dem 1. Hufschlag bleiben. Trab-Halten ist entsprechend Trabarbeit - und der 1. Hufschlag ist Dir. Klappt übrigens gut, auch wenn mal mehr als 10 Pferde in der Bahn (60er) sind. Man wird fix und niemand reitet hinter einem anderen her ! GGG

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Beitrag  Grandessa Do Jan 15, 2009 11:34 am

Hach, das war ja ein richtiger Genuß EMM's Bericht zu lesen (mußte allerdings mal schnell drei, vier Begriffe nachgoogeln Embarassed ) - muß ich einfach mal sagen.
Und bei dem Bericht über die RL wäre ich fast von meinem Bürostuhl geplumpst vor Lachen - allein "was meinen Sie mit DXG?" - köstlich! Da prallen wirklich Welten aufeinander und ich kann mir den konsternierten Gesichtsausdruck auf Seiten von EMM in diesem Moment lebhaft vorstellen Very Happy - da wäre ich aber auch platt gewesen.

Tja, ich bin reiterlich ähnlich wie Puppenfee es als Jetzt-Zustand beschreibt aufgewachsen - RV und großer Zuchtverband im Norden Deutschlands mit EINEM angestellten RL (alter Rittmeister der Kavallerie - ist schon ein bißchen her Very Happy ) und da gab es nie verschiedene Meinungen über das Reiten-Lernen, nicht mal zwei.
Heute hat man ja eher mit der Vielfalt der Möglichkeiten zu kämpfen. Als "Einsteiger" stelle ich mir das sehr schwieirg vor da den einzig richtigen Weg zu finden. Ich möchte heute nicht Reitanfänger sein denke ich - daher fand ich es wohl früher besser....

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Beitrag  Islands Do Jan 15, 2009 12:21 pm

Gestern erfuhr ich, dass die von mir beschriebene Möchtegern-RL vor einiger Zeit tatsächlich mal gestartet ist. Sie wurde in einem Senioren-Reiterwettbewerb Letzte! Auf einem Hausturnier!

Will ja nicht sagen, dass Turnierplatzierungen eine Gewähr für guten Unterricht sind, aber das so jemand meint, anderen etwas erzählen zu können, finde ich denn doch erschreckend.

EMM, danke - ich musste auch grinsen!
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Beitrag  Stricki Do Jan 15, 2009 1:11 pm

Islands schrieb:Gestern erfuhr ich, dass die von mir beschriebene Möchtegern-RL vor einiger Zeit tatsächlich mal gestartet ist. Sie wurde in einem Senioren-Reiterwettbewerb Letzte! Auf einem Hausturnier!

Will ja nicht sagen, dass Turnierplatzierungen eine Gewähr für guten Unterricht sind, aber das so jemand meint, anderen etwas erzählen zu können, finde ich denn doch erschreckend.

EMM, danke - ich musste auch grinsen!

That´s the Point
Das sehe ich auch als Problem. Kaum ein Reitverein hat noch Vorbilder, die diesen Namen wirklich verdienen.
Anders kann ich mir nicht erklären, warum so viele den falschen Idealen hinter her eifern.
Wenn ich mir so ansehe und höre, was sich in meinen Breiten RL schimpft, bekomme ich sofort Herpes oder schlimmeres.
Sigi fällt dir hier nicht auch eine gemeinsame Bekannte ein? *grusel*
Diese Dame unterrichtet Reitschüler und befindet sich selber geistig wie auch reiterlich nicht mal auf E-Niveau....
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Beitrag  Gast Do Jan 15, 2009 1:17 pm

Puh da hatte ich ja echt noch Glück!

Meine ersten Unterrichtsstunden bekam ich bei einer Bekannten, die M geritten hat.
Dann folgte eine RL die L-Dressur sehr erfolgreich war.
Springreiter der Klasse L, Springreiter der Klasse S, Vielseitigkeitsreiter der Klasse M und ein gelernter Bereiter.
Also meine Reitlehrer konnten alle wenigstens ein bischen reiten.

Aber ich bin auch nicht als Stadtkind aufgewachsen, saß schon auf einem Pferd, als ich gerade laufen konnte und habe einen pferdevirusinfizierten Papa, der dazu noch sehr altmodisch ist, was Unterricht angeht.

Und was hab ich davon Sad

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Beitrag  Granit Do Jan 15, 2009 2:01 pm

...eins möchte ich noch ergänzen...

Früher wurden die Ehrenrunden in der Dressur noch im Galopp geritten Very Happy

http://de.youtube.com/watch?v=UbLXpW5-DG0

..ansonsten finde ich EMMs Ausführung auch sehr treffend. Besonders diese "von-allem-das-Beste-Reiter" stoßen mir immer wieder auf. Um das nämlich beurteilen zu können, müßte man alle Reitweisen und Techniken nicht nur beherrschen, sondern auch theoretisch durchdrungen haben.

Zu den alten Reitlehrern. Deren Wort war Gesetz. Die Unterrichtsgestaltung hinterfragen, oder gar die Sache anzweifeln gabs nicht. Man bekam den Spruch mit auf den Weg:" Lern erst mal Reiten, dann kannst du mit deiner Meinung voran kommen."
Individuelle Förderung gab es, aber es wurde auch Abteilung geritten bis das klappte und nicht erst auf dem Turnier angefangen zu üben. Disziplin wurd groß geschrieben und so Lässigkeiten wie mit Sporen ins Casino, oder mit ungeputzten Stiefeln aufs Pferd, gabs überhaupt nicht. Es hat aber nicht geschadet und man hat eine Basis mit auf den Weg bekommen, die dann als Grundlage für ein Urteilsvermögen ausreichend war.

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Beitrag  Puppenfee Do Jan 15, 2009 2:10 pm

Tolle Ehrenrunde ! Aber das war ja nun auch ganz ohne Frage ein Klassereiter - egal zu welcher Zeit !

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Beitrag  Patti Do Jan 15, 2009 2:48 pm

Granit -

was für ein tolles Filmchen Very Happy

Ansonsten kann ich das mit der Disziplin echt nur unterschreiben.

Ich hab irgendwann Anfang der 70er Jahre des letzten Jahrtausends das erste Mal mit Pferden zu tun gehabt, und dann in den 80ern einige Jahre im Reitstall eines damals sehr erfolgreichen und guten Dressurreiter reiten dürfen. Der hatte - neben seinen Pferden und zudem noch Pensionspferden - auch immer Schulpferde und hat dort Unterricht erteilt. Da gab's noch so Sachen: Stroh im Schweif? ABSTEIGEN und 5 Runden Pferd im Trab führen etc.
Mach das mal heute als Reitlehrer! Da haste sofort die Mama des Kindes am Hals, die dir was von Mobbing oder so erzählt Shocked

Es war auch früher eigentlich für uns Reitschüler selbstverständlich, MINDESTENS 30 Minuten vor Beginn des Unterrichts da zu sein. Pferd fertig machen etc.
Heute wird's Töchterchen um 14.55 zum Stall gebracht, wenn der Unterricht um 15.00 Uhr beginnen soll. Und wenn du dann als RL mal freundlich darauf hinweist, dass zum Reiten halt mehr gehört, als nur auf'm Pferd zu hocken, ist Mama höchst erbost: entweder "ja wie - ich zahl für's Reiten und nicht dafür, dass meine Tochter Pferde putzt" oder "also dafür hab ich überhaupt keine Zeit - ich hab halt auch meine Termine".
Ich glaube, meine Eltern waren damals froh, dass ich nicht nur zu Hause zurechtgewiesen wurde.
Heutzutage fühlen sich wohl viele Eltern dann persönlich angegriffen....

Ich finde durchaus, dass auch eine gewisse "Härte" zum Reitenlernen dazugehört. Man muss sich auch gefälligst mal anstrengen, quälen und durchsetzen. Aber auch das ist heute ja oft nicht gewünscht. Reiten soll "leicht" sein. Und kuschelig. Und nett. Und überhaupt.

Aber das betrifft nicht nur den Reitunterricht.
Ich hab mich letztes Jahr fast schlappgelacht, als ich erfahren habe, dass es in der hiesigen Grundschule in den Klassen "KUSCHELECKEN" gibt, wo die Kinder sich mal zurückziehen können, wenn sie das Bedürfnis dazu haben. Evil or Very Mad

Da braucht man sich echt nicht zu wundern, dass das Lernverhalten - und die Ergebnisse - heute in der Regel so besch...eiden sind!

Gruß
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Beitrag  Islands Do Jan 15, 2009 3:08 pm

Ja, geiles Video!

Das mit den einzuhaltenden Regeln war schon gut damals, und hatte ja größtenteils auch seinen Sinn, schon aus Sicherheitsaspekten. Heute sehe ich prozentual bedeutend mehr Bilder, bei denen ich die Krise kriegen könnte, sowohl was die Ausrüstung, als auch was den Umgang betrifft... Rolling Eyes
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Beitrag  Stricki Do Jan 15, 2009 3:28 pm

Danke Granit, das Video habe ich auch als Favorit abgelegt king king
Ein Traum solche spielend leichten einer Wechsel.....
Das Pferd am Sitz haben bekommt hier ein Gesicht cheers
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Beitrag  Grandessa Do Jan 15, 2009 3:58 pm

Ja, ein geniales Paar.

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