Früher alles besser ???

Okay, wenn Du die diversen Frauenbeauftragten meinst, deren Daseinsberechtigung sich mir nicht erschließt, dann sind wir uns einig. Bei Stellenausschreibungen nach dem Motto "bei gleicher Qualifikation wird bevorzugt .." sehe ich das aber anders. Erstens ist das höchstens ein Ausgleich für den Rest des Marktes und zweitens steht hinter dem Satz meistens nicht "Frau" sondern "ausländischer Mitbürger" oder irgendwas mit Behinderung, wobei ich den zur Zeit "politisch korrekten Ausdruck" nicht weiß.

Interessante Diskussion! Ich habe mir darüber noch nie grundlegende Gedanken gemacht, aber als ich finchens Beitrag "warum Frauen und Pferde" gelesen habe, sind mir spontant einige Weibleins eingefallen, die glaube ich vor allem deshalb ein Pferd haben, weil sie es stundenlang zutexten können, ohne dass der arme Gaul sich wehren kann....

Bei mir war es übrigens ähnlich wie bei Puppenfee, ich war schon als kleines Mini-Kind völlig von Pferden fasziniert und der glücklichste Mensch der Welt, als ich dann endlich meine erste Reitstunde nehmen durfte. Warum? Gen-Deffekt? Meine Familie hat und hatte nie was mit Pferden am Hut.

Meine Familie übrigens auch nicht. Die gucken mich heute noch an, als hätte ich ein Loch zu viel im Kopf !

finchen schrieb: Dies gilt nicht nur für den Freizeitsport, sondern auch für die Ausbildung zum Pferdewirt.

... aber nur für den Pferdewirt "Zucht und Haltung" ...

finchen schrieb:Man weiß aus vielen Bereichen, dass es problematisch wird, wenn wahlweise Frauen oder Männer zu "dominants" werden. Berufe, die als "typisch weiblich" gelten z.B. zeichnen sich in der Regel durch eine schlechtere Bezahlung, übermäßig viele Teilzeitarbeitsplätze, schlechtere Aufstiegschancen und generell eine unterdurchschnittliche gesellschaftliche Anerkennung aus.

... das ist korrekt. Auf der anderen Seite: Wie erklärst du dir den sprunghaft ansteigenden Anteil von Männern in Pflegeberufen? Es handelt sich wohl eher um einen gesellschaftlichen Umbruch. Und das ist gut so.

finchen schrieb:Meine These: Die Reiterei HAT sich, zumindest was den Breitensport angeht, zu einem typisch weiblichen Berufs- und Aktionsfeld entwickelt. Mädchen reiten, weibliche Teenies reiten - und Frauen bestreiten den Löwenanteil der Ausbildung im Amateurbereich. Schlecht qualifiziert, unterbezahlt -und gern im Nebenjob. Wo sind denn heute die Jungs, die reiten lernen wollen? Wenn sie es wollen, dann gelten sie als Ausnahmen - und sehen sich einer erschlagenden Übermacht von Mädchen gegenüber.

Und: Es hat sich eine "weibliche" Kultur im Umgang mit dem Pferd herausgebildet: Gefühl vor Wissen, Diskutieren statt Anweisungen befolgen, Überbetonung der Rolle der Beziehungskomponente in Bezug auf das Pferd.

Der These kann ich nur so weit folgen wie es mir von dem mir eigenen Femminismus erlaubt wird, denn damit implizierst du, dass Männern eine klare Struktur und Befolgung hierarchischer Strukturen in den Genen liegt. Ich glaube aber eher an einen gesellschaftlichen Umbruch. Männer dringen in die Domänen von Frauen wie Pflegeberufe, Haushalt und Kinder ein, Frauen aber auch in die von Männern. Handwerkerinnen sind beispielsweise an der Tagesordnung. Es gibt zahlreiche Untersuchungen darüber, dass Firmen, die von Frauen geführt werden, reibungsloser "funktionieren", weil sie diese männlichen "Eckenpi*ereien" nicht nötig haben.

Strukturen brechen auf, Grenzen verschwimmen. Diese Strukturen nicht in Bezug auf Pferde aufbrechen zu lassen, daran müssen insbesondere Frauen arbeiten.

finchen schrieb:Vielleicht sähe die Situation ganz anders aus, wenn 50% der Reiter Männer - und 50% Frauen wären?

Ich tobe ja nun in vielen unterschiedlichen Lagern rum. Die "Wir-reiten-ein-bisschen-Dressur-Reiterinnen" (vorwiegend weiblich), die "Wir-gehen-mit-dem-Pony-in-den-Busch-Reiter" (ausgewogenes Verhältnis von Reiterinnen und Reitern), die Sport-Reiter ab L/M (ausgewogenes Verhältnis von Reiterinnen und Reitern), die Fahrer, in meinem Dunstkreis männlich dominiert.

... und tätsächlich muss ich deiner These attestieren, dass in den Sparten, in denen vorwiegend Frauen untereinander ohne professionelle Hilfe (damit schließe ich alles unter Trainer A aus) reiten, eine Vermenschlichung von Pferden unausweichlich ist.

Übrigens: Für reitende Jungs gibt's Prämien.

Beim Voltigieren ähnlich. Wettbewerbe, in denen nur das männliche Geschlecht startberechtigt ist, werden bezuschußt.

Admin schrieb:
Übrigens: Für reitende Jungs gibt's Prämien.

Ich hab 2 Jungs. Die krieg ich noch ans reiten. Was krieg ich jetzt für eine Prämie??

Amelie,
nene, da ist nicht nur Zucht und Haltung, sondern auch Reiten betroffen - guck dir mal die netten Bilders der Absolventen bei der FN an - http://www.pferd-aktuell.de/Themenkatalog/Ausbildung/Berufsausbildung/Neue-Pferdewirte/-.2006/Neue-Pferdewirte.htm

Dass Männer die Pflegeberufe stürmen, wär mir neu. Wo hast du das her?

Hierzu:
"Der These kann ich nur so weit folgen wie es mir von dem mir eigenen Femminismus erlaubt wird, denn damit implizierst du, dass Männern eine klare Struktur und Befolgung hierarchischer Strukturen in den Genen liegt."

Nö. Ich konstatiere lediglich ein bestimmtes Rollenverhalten. Ob das genetisch oder kulturell bedingt ist - gute Güte, mit der Frage kann man ganze Buchwände füllen. Mein persönlicher Standpunkt: Vermutlich ists weder das eine noch das andere, sondern eine Mischung von beidem.

"Ich glaube aber eher an einen gesellschaftlichen Umbruch. Männer dringen in die Domänen von Frauen wie Pflegeberufe, Haushalt und Kinder ein, Frauen aber auch in die von Männern. Handwerkerinnen sind beispielsweise an der Tagesordnung. Es gibt zahlreiche Untersuchungen darüber, dass Firmen, die von Frauen geführt werden, reibungsloser "funktionieren", weil sie diese männlichen "Eckenpi*ereien" nicht nötig haben."

Na, das ist aber eine sehr optimistische Sichtweise. "Männer dringen in Domänen von Frauen ein"? Bisher hatte ich eher den Eindruck, dass man sie dahin treten muß - jedenfalls dann, wenn ich mir z.B. anschaue, wie viele Männer in Elternzeit gehen, wie die Statistiken in Sachen "Aufteilung der Hausarbeit" aussehen etc. Klar hat sich da was verändert, aber dass da eine Männerarmee Richtung weibliche Domänen marschiert, das sehe ich nun wirklich nicht.

Auch vice versa würde ich diverse Fragezeichen setzen. Guck dir an, welche Ausbildungsberufe von Mädchen bevorzugt werden, guck dir an, welche Fächer sie studieren - und guck dir dann an, wie die Biographien weiter laufen. Die öffentliche Wahrnehmung jazzt das Thema "Alphamädels", "neuer Feminismus", "gender" etc. gern hoch, aber was ist da wirklich hinter? Weniger, als die einen erhoffen - und die anderen fürchten.

"Strukturen brechen auf, Grenzen verschwimmen. Diese Strukturen nicht in Bezug auf Pferde aufbrechen zu lassen, daran müssen insbesondere Frauen arbeiten."

Ah. Und wie sollen sie das anstellen?

lg finchen

zu viele Fragen für "zwischendurch mal eben" - mit der Bitte um Bedenkzeit ;-)

Amelie

Kein Thema, ich hab eben auch ganz schön gewühlt ;-) - und mich geärgert, dass ich bei der FN keine Zahlen finden konnte.

Zumindest "gefühlt" denke ich, dass mehr Mädchen den Beruf Pferdewirt Schwerpunkt Reiten lernen. Bei der letzten Stensbeckfeier in Warendorf waren sie jedenfalls deutlich in der Überzahl.

Hach ja - das wollte ich damals auch lernen - aber meine Eltern meinten, das sei eine ziemich brotlose Zunft und so bin ich halt weiter zur Schule gegangen und habe studiert.
Tja, warum ich als Frau Pferde habe ist eine interessante Frage und ich habe sie mir auch schon oft gestellt, denke aber nicht, daß das geschlechtsabhängig ist - es ist einfach eine "Passion" die ich für andere Sportarten o.ä. nie entwickelt habe und anderen geht es evtl. ähnlich ob nun Mann oder Frau wobei Männer sicher mehr zu Fußball und Autos tendieren und Frauen eben zu Pferden und Gymnastik o.ä..
Bei mir ist das sicher auch genetisch bedingt, da mein Opa und mein Onkel schon Pferdezüchter (Hannoveraner) waren und mein Onkel mit seinen Pferden, die in der Woche auf dem Feld arbeiteten, am Wochenende zu Springturnieren ritt. Ich habe auch schon als Knirps jedes Pony erklommen, das so unvorsichtig war, auf der Koppel nicht vor mir wegzurennen. Irgendwie ist das halt so geblieben und ich finde nichts, was dem gleichkommt und wofür ich mich ähnlich engagieren könnte oder wollte.
Es gibt aber auch andere Reiter/innen, die das rein als Sportart und Zeitvertreib sehen - ich finde da gibt es sehr große Unterschiede, in welche Intensität und mit welcher inneren Einstellung dieser "Sport" betrieben wird.

Der geschlechterspezifische Grundstein wird doch schon ganz früh gelegt. Jeder kennt das Barbie-Pferd (ich weiß nicht, ob Ken auch eins hat) die Pferdezeitschrift "Wendy" (gibt es so was auch für Jungs?), Filme wie "Black Beauty usw.

Das ist den Jungs zu gefühlsduselig und mädchenhaft. Deshalb spielen die lieber Fußball.

Wenn ich nicht schon lange vor der Pubertät angefangen hätte zu reiten und es dann auch recht passabel bzw. besser konnte als die meisten Mädchen, hätte ich eventuell weiter Eishockey gespielt, als mich vermehrt dem Reiten zu widmen.

Hier ein bißchen Lesefutter:

http://www.uni-kassel.de/fb7/psychologie/personal/euler/Tagesspiegel.pdf

finchen schrieb:Amelie,
nene, da ist nicht nur Zucht und Haltung, sondern auch Reiten betroffen - guck dir mal die netten Bilders der Absolventen bei der FN an - http://www.pferd-aktuell.de/Themenkatalog/Ausbildung/Berufsausbildung/Neue-Pferdewirte/-.2006/Neue-Pferdewirte.h

lg finchen

Mal eine völlig unwissenschaftliche, aber pragmatische Feststellung: Was wird aus diesen kleinen, netten Mädels, wie wollen die im harten Berufsreiteralltag bestehen? Schulbetrieb ein Leben lang - oder einen reichen Pferdebesitzer heiraten?!

Smart F., sich schnell von dannen machend..